
Schon im Kindergarten habe ich lieber gezeichnet als den Erzieherinnen und Erziehern zuzuhören. Das ging in der Grundschule so weiter, wahrscheinlich aufgrund von ADHS. Nach der weiterführenden Schule, die eher einer Berufsschule glich, entschied ich mich für ein künstlerisches Studium. Ich schrieb mich für Architektur ein, ging aber praktisch nie in Vorlesungen, da ich zur selben Zeit begann, als Illustrator zu arbeiten. Schließlich kaufte ich einen Mac und entdeckte die Welt des Grafikdesigns, die mir mehr Spaß machte als die Illustration. So wurde ich Grafikdesigner.
Mucca begann als ein Freelance-Projekt, als ich mit 29 nach New York zog. Ich hatte aber so viele Aufträge, dass ich ein Unternehmen gründen musste. Während unser Fokus heute ganz auf Branding liegt, waren wir am Anfang auch in den Bereichen Verlagswesen und Buchgestaltung tätig. Wir haben hunderte Buchumschläge pro Jahr gestaltet. Jedes Buch ist eine eigene Marke, und so haben wir viel über den Einsatz verschiedener Schriften gelernt. Neue Schriften zu entdecken – sie nicht nur anzusehen, sondern tatsächlich mit ihnen zu arbeiten – war großartig. Wir probierten viele verschiedene Schriften aus, und mit der Zeit wurden wir sehr gut darin, sie gezielt einzusetzen – es war, als würde man ein Instrument üben. Im Branding dauern die Projekte insgesamt zwar länger, aber es gibt weniger Raum für Experimente: Man testet verschiedene Schriften, veröffentlicht sie jedoch nicht. Aber wir sind Buchstaben-Fans – und wann immer wir können, gestalten wir individuelle Schriften.
„Ich glaube, dass es irgendwann keinen großen Unterschied mehr zwischen Menschen und KI geben wird. Wir werden in Symbiose mit dieser Technologie leben.“ Matteo Bologna
Keine Ahnung – vielleicht der italienische Akzent? Wir versuchen, nicht Trends hinterherzulaufen, sondern spannende und frische Designs zu kreieren. Ich hasse die überbordende Nutzung serifenloser Schriften für Logos. Am liebsten würde ich jede serifenlose Schrift in eine dekorative Schrift aus dem 19. Jahrhundert verwandeln, aber ich bin kein Hacker. Wir bemühen uns, Designs zu gestalten, die nicht vorhersehbar sind – oder wenn sie es doch sind, dann haben sie zumindest immer ein besonderes Detail.
Sie schleicht sich langsam ein. Aktuell hilft sie hauptsächlich beim Verfassen von E‑Mails. Als Inspirationsquelle nutzen wir sie kaum, obwohl wir das vielleicht sollten. KI ist faszinierend und beängstigend zugleich; sie entwickelt sich zu einer Superressource, wie Elektrizität. KI wird zweifellos alle Bereiche unseres Lebens durchziehen. Diese Entwicklung ist unausweichlich.
Mein Beitrag ist mehr oder weniger als Witz gedacht: Meine Geschichte spielt in einer Welt, in der KI so allgegenwärtig und alles durchdringend ist, dass sie alles über unsere Wünsche und Bedürfnisse weiß. Aber obwohl sie dich eigentlich so gut kennt und es besser wissen müsste, bringt sie sogar vergessene Teile deiner Vergangenheit (wie zum Beispiel meine Liebe zur Schrift Papyrus) wieder zum Vorschein. Als ich Papyrus zum ersten Mal sah, war ich total begeistert. Ich schäme mich noch immer ein bisschen das zu sagen, aber eigentlich ist es eine großartige Schrift. Wenn KI meine Welt übernähme, würde sie mir alles zeigen, was nach Papyrus aussieht.
Im Rahmen des Projekts arbeiteten Sie mit Rainer Scheichelbauer von Glyphs zusammen, um ein Mini-Plug-in zu erstellen, das jede Schriftart „Papyrusisiert. Sie können das Plug-in auf dieser Seite ausprobieren. In einer idealen Welt hätte ich gerne einen variablen Regler, bei dem der Text umso mehr an Papyrus erinnert, je näher Sie dem Ende einer Webseite kommen. Dies ist jedoch aufgrund der Komplexität der Schrift ein großes Programmierproblem. Wir arbeiten weiterhin daran.
Ich glaube, dass es irgendwann keinen großen Unterschied mehr zwischen Menschen und KI geben wird. Wir werden in Symbiose mit dieser Technologie leben. Wie genau sich das konkret manifestieren wird, ist schwer vorherzusagen, aber KI wird in all unseren Geräten präsent sein, in unseren Kopfhörern, Brillen und auch in der Umgebung. Alles wird mit hochauflösenden e‑Inks ausgestattet sein, die keinen Stromanschluss benötigen. Es könnte passieren, dass wir in einer Welt leben, die vollständig von KI durchdrungen ist und in der wir über Text, Bilder oder Videos kommunizieren. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht – aber es scheint unausweichlich.
Type Trends 2025. Neues aus Typografie und Schrift, vom Monotype Studio.