Webinar recap: Schriften für alle und barrierefreie Typografie 2025

Moderiert von Friedrich Althausen, Creative Type Director bei Monotype, und Prof. Florian Adler, Managing Partner bei adlerschmidt GmbH, beleuchtet das neueste Webinar von Monotype die entscheidende Rolle von Schriften für die Barrierefreiheit. Mit wichtigen Gesetzesregelungen, die bis Mitte 2025 in Kraft treten, ist dieses Thema äußerst relevant und dringlich. Organisationen und Marken aus öffentlichen und privaten Sektoren müssen mehr denn je sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote den Standards entsprechen und für alle zugänglich sind.

Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse und Tipps aus dem Webinar.

Warum ist barrierefreie Typografie wichtig?  

Im Anfang war das Wort. So beginnt und endet jede Kommunikation. Typografie ist die Form, die Worte für uns lesbar macht. Sie ist ein zentraler Träger von Bedeutung in digitalen Interfaces. Schrift erklärt die Welt. Sie kommuniziert ständig mit uns und hilft uns, das Gesehene zu verstehen und zu nutzen. Wo Bilder oder Videos möglicherweise nicht laden oder an Klarheit verlieren, bleibt Text unerlässlich – und Schriften sind das Medium, durch das diese Informationen übermittelt werden. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, allen den gleichen Zugang zu diesen Informationen zu ermöglichen. Wie Florian Adler betonte, betrifft Barrierefreiheit nicht nur eine kleine Gruppe. Sie betrifft uns alle irgendwann im Leben – sei es durch dauerhafte Beeinträchtigungen oder vorübergehende Umstände, von physischen Einschränkungen bis hin zu situativen Unannehmlichkeiten. „Wir alle können tatsächlich von situativen oder auch temporären Behinderungen betroffen sein.“  

Das Webinar forderte die veraltete Sichtweise heraus, dass Barrierefreiheit nur ein Zusatz ist, und hob sie stattdessen als zentrales Kriterium für inklusives, hochwertiges Design hervor. Und darüber hinaus: Abgesehen von der moralischen Verpflichtung ist Barrierefreiheit eine dringende gesetzliche Anforderung. Der European Accessibility Act beispielsweise fordert, dass digitale Angebote Lesbarkeit und Benutzerfreundlichkeit für alle, insbesondere für Menschen mit Behinderungen, priorisieren.  

Wie kann Schrift barrierefrei gestaltet werden?  

Florian Adler stellte praktische Strategien vor, um barrierefreie Typografie zu schaffen. Im Kern geht es bei barrierefreier Schrift um Leserlichkeit und Klarheit, damit alle Nutzer Inhalte bequem erfassen können. Wichtige Vorschläge waren:  

  • Kontrast: Ausreichender Kontrast zwischen Text und Hintergrund ist entscheidend für die Lesbarkeit, besonders für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen wie Farbsehschwäche.
  • Lesbarkeit: Die Wahl der Schriftart hat großen Einfluss auf die Klarheit. Während serifenlose Schriften für digitale Medien meist bevorzugt werden, können Serifenschriften bei durchdachtem Einsatz ebenfalls wirksam sein. Adler betont, dass ausreichender Zeilenabstand, Buchstabenabstand und konsistenter Wortabstand die Lesbarkeit verbessern.
  • Schriftgrößen: Die Textgröße sollte anpassbar sein, da die minimal lesbaren Größen je nach Betrachtungsabstand variieren.
  • Variable Fonts: Diese Schriften ermöglichen dynamische Anpassungen in Gewicht und Breite und bieten damit Flexibilität, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.  

Florian Adler hob Leserlich.info als nützliche Ressource für Designer hervor, die Textlesbarkeit und Barrierefreiheit bewerten möchten.  

Fallstudien und ein Blick in die Zukunft des inklusiven Designs.  

Prof. Florian Adler teilte überzeugende Fallstudien, die zeigen, wie durchdachte Typografie einen messbaren Unterschied machen kann. Ein bemerkenswertes Beispiel aus dem Webinar zeigte die Neugestaltung des Brandings des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV), um den Barrierefreiheitsstandards zu entsprechen. Durch die Zusammenarbeit mit Menschen, die Sehbeeinträchtigungen erleben, führte das Team gemeinsame Workshops durch, um Designs zu entwickeln, die Praktikabilität und Ästhetik in Einklang bringen. Schriften wurden für eine bessere Klarheit angepasst, Farbkontraste wurden verfeinert, und Navigationsstrukturen wurden für eine leichtere Nutzbarkeit optimiert.  

Diese Bemühungen führten zu signifikanten Verbesserungen über verschiedene Kontaktpunkte hinweg, von Websites und mobilen Apps bis hin zu Beschilderungen. Der Erfolg dieses Projekts zeigt, wie die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in den Designprozess praktische und wirkungsvolle Lösungen hervorbringen kann. Adler betonte, dass Barrierefreiheit nicht nur die Benutzerfreundlichkeit verbessert, sondern auch Vertrauen und Inklusion fördert.  

Die Sitzung schloss mit einem klaren Aufruf zur Zusammenarbeit zwischen Designern, Entwicklern, Foundrys und Barrierefreiheitsexperten, um inklusives Design voranzutreiben.  

Barrierefreie Typografie bedeutet, die Qualität der Kommunikation zu verbessern, ohne dabei die Kreativität einzuschränken. Wie Friedrich Althausen treffend sagte: „Schrift ist überall, wir haben ständig mit Schrift zu tun.“ Es ist daher essenziell, dass sie von allen verstanden wird. Wenn Organisationen Barrierefreiheit priorisieren, erreichen sie alle Nutzer und sprechen sie an – egal welche Fähigkeiten sie haben. 

Abgesehen von einer moralischen oder rechtlichen Verpflichtung ist Barrierefreiheit ein strategischer Vorteil, den es sich zu nutzen lohnt.  

Wenn du das Webinar verpasst hast, kannst du es hier in der Wiederholung ansehen.

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