Das ABC der Buchstaben-Anatomie
Als Schriftgestalter isolieren wir uns mehr und mehr in einer abgeschlossenen typografische Blase. Wir vergessen dann, dass unsere Sprache, der Jargon, die Bezeichnungen und Fachbegriffe, die wir zum Diskutieren, zum Kritisieren und zum Verfeinern unserer Entwürfe verwenden, sich stetig erweitern oder neu definiert werden.
Irgendwann kam uns die Idee, die wichtigsten typografischen Fachausdrücke, die wir im Monotype Studio täglich verwenden, zu illustrieren und zu dokumentieren. Wir dachten so an zwei Dutzend Termini, doch ehe, die wir uns versahen, waren wir bei fast 80 Begriffen angelangt. Da wir die Liste nicht kürzen wollten, haben wir diese Infografik erstellt, die das gesamte Typo-Vokabular an einem Ort auflistet. Gleichzeitig haben wir unsere Lieblingsschrift FS Aldrin für die Titel und die Beschreibungen getestet. Ihre technischen und präzisen Formen schienen perfekt geeignet, um alle Begriffe in einem knappen, aber auch sympathischen Tonfall zu vermitteln.
Anti-aliasing
Halbtransparente Pixel entlang der Buchstabenkonturen, die stufige Kurven und Diagonalen weichzeichnen
Antiqua / Antikva
Schriftgattung. Ab 1470 für den Buchdruck verwendeten rundbogige Lettern römischen Ursprungs (mit Serifen)
Öffnung
Die (variierbare) Öffnung eines nicht geschlossenen Binnenraums (Punze)
Scheitel
Wendepunkt, an dem Aufstrich und Abstrich zusammenlaufen.
Abstrich
(Meist gebogene) Endung eines Buchstabens
Arm
Horizontale Linie bei Großbuchstaben, die an einem oder beiden Enden nicht mit einem anderen Strich verbunden ist
Oberlänge
Oberer Teil (ab Mittellänge) eines Kleinbuchstabens
Oberlänge, k-Linie
Unsichtbare Linie, die die Höhe aller Oberlängen in einer Schrift markiert
Neigungsachse
Unsichtbare Linie, die die Glyphe an ihrer dünnsten Stelle von oben nach unten durchschneidet
Tropfen(serife)
Runder Buchstabenabschluss einer Serifenschrift
Grundlinie
Unsichtbare Linie, auf der die Buchstaben einer Schrift stehen
Schnabel
Zierstrich am Ende des Arms eines Buchstabens, ähnlich einer Serife, aber prägnanter
Doppelseitige Serife
Serife, die sich zu beiden Seiten eines Strichs erstrecken (vgl. Halbserife)
Bauch
Geschlossene Rundung innerhalb der Mittellänge bei d, b, p und q
Kehlung
Gebogene oder gewinkelte Verbindung zwischen Schaft und Serife
Versalhöhe
Höhe der Großbuchstaben, gemessen von der Grundlinie
Condensed
Schriftvariante mit schmalen Zeichenproportionen
Punze, Innenraum
Ganz („Auge“) oder teilweise von einer Buchstabenform umschlossene, nicht druckende Innenfläche, z. B. bei p, o, c
Querstrich
Der horizontale Strich über ein kleines t oder f
Querbalken
Horizontaler Strich wie die Mitte eines H, A oder e
Schritt
Spitzer, nach innen gerichteter Winkel an der Verbindung zweier Striche, zum Beispiel bei N, V, w und y.
Kursive
Handschrift mit verbundenen Buchstaben und Bezeichnung für eine in Schreibrichtung geneigte Auszeichnungsschrift.
Unterlänge
Unterer Teil von Kleinbuchstaben, der unter die Grundlinie reicht
Unterlänge, p-Linie
Unsichtbare Linie, die den untersten Teil der Unterlängen markiert
Displayschrift
Fantasievoll konstruierte Schriften für Werbung, Verpackungsdesign und Shop-Schilder
Ohr, Fähnchen
Häkchen am geschlossenen Kleinbuchstaben g
Auge
Anderer Name für einen geschlossenen Innenraum (Punze)
Auslauf
Verjüngtes oder geschwungenes Bogenende, z. B. bei c und e, oder der obere Abstrich eines doppelstöckigen a
Fahne
Waagerechter Strich am Kopf der Ziffer 5
Sockel
Der untere Teil eines Stamms, der auf der Grundlinie ruht
Klammer
Ein Verbindungsbogen in einer Ligatur, die ursprünglich nicht zu einem der Buchstaben gehört
Glyphe
Ein einzelnes Zeichen (Zahl, Buchstabe, Satzzeichen oder Symbol) wird durch seine Glyphe repräsentiert
Grotesk
Ältere deutsche Bezeichnung für Sans Serif
Hairline
1. Bezeichnung für den leichtesten Schnitt einer Schriftfamilie; 2. für den dünnsten Strich eines Buchstabens
Halbfett
Bezeichnung einer Strichstärke zwischen Medium und Fett
Kopfserife
Halbserife am oberen Anfangspunkt der Buchstabenform
Hinting
Anweisungen in einer digitalen Schriftdatei für die störungsfreie Wiedergabe auf niedrig auflösenden Ausgabegeräten
Rücken
Geschwungener Bogen in Kleinbuchstaben, z. B. f, h und n
Ink trap
„Lichtkeil“ oder „Einstich“ im spitzen Winkel von Buchstaben, um das Zufließen mit Druckfarbe zu vermeiden
Italic, Kursive
Auszeichnungsschrift: Nach rechts geneigte Version einer Roman mit Handschriftmerkmalen
Knoten
Zusammenlauf mehrerer Striche
Unterschneidung, Kerning
Optischer Ausgleich des Abstands von Buchstaben, um „Löcher“ im Schriftbild zu vermeiden.
Zeilenabstand
Vertikaler Abstand zwischen den Textzeilen, von Grundlinie zu Grundlinie
Bein
Abwärts gerichteter Strich bei k und R
Ligatur
Zwei oder mehr Buchstaben, die zu einer Glyphe zusammengefügt sind, z. B. fi oder ffj
Steg
Verbindende Linie, die den oberen und unteren Teil eines dreistöckigen g zusammenhält
Bogen
Eine abgerundete, geschlossene oder teilweise geschlossene, ausladende Kurve
Mittellänge, x-Höhe
Unsichtbare Linie, die auf dem oberen Ende der Kleinbuchstaben ruht
Oblique / Slanted
Maschinell verschrägter Schriftschnitt, der im Gegensatz zur echten Kursiven nicht entworfen und optisch korrigiert wird
Mediävalziffern
Ziffern mit Groß- und Kleinbuchstaben-Proportionen, die im Fließtext den Lesefluss weniger stören als Versalziffern
Überhang
Teile von runden und spitzen Lettern, die über die Schriftlinien hinausragen zwecks optischer Größengleichheit
Pica
Eine typografische Maßeinheit, die 12 Punkten oder Pixeln entspricht
Punkt
Eine typografische Maßeinheit, die 1/12 eines Pica oder 1 Pixel entspricht
Punktgröße
Die (relative) Größe des Körpers eines jeden Zeichens in einer Schriftart
Pro
Namenszusatz für Fonts, die einen erweiterten Sprachausbau aufweisen, z. B. mit kyrillischem und griechischem Zeichensatz
Rastern
Umwandlung eines vektorbasierten Schriftbildes für die Ausgabe in Pixel, im Druck oder am Bildschirm
Roman
Standard- oder der Regular-Schnitt einer aufrechten Schrift
Serif
Kurze dünne Linie, die bei Antiqua-Schriften einen Buchstabenstrich am Ende, quer zur Grundrichtung abschließt
Schulter
Obere Rundung bei Kleinbuchstaben wie m, n, a und h
einstöckig
Wenn ein a geschlossen ist und ein g offen; Gegenteil: doppelstöckig
Kapitälchen
Auszeichnungsschrift: Großbuchstaben in der Höhe von Kleinbuchstaben, aber mit gleicher Strichstärke (nicht skaliert)
Zeichenabstand
Der vom Schriftentwerfer definierte Abstand der Buchstaben einer Schrift
Rückgrat
Die Kehre im großen S sowie in der 8
Sporn
Kleine Ecke, die im Zusammenspiel mit Serifen oder Strichen eine Art optisches Gegengewicht erzeugt
spornlos
Kurven gehen ohne Ableger in gerade Stämme über
Stamm
Senkrechte und zugleich stärkste Linie innerhalb eines Buchstabens
Swash
Übertriebene dekorative An- und Abstriche; Schwungbuchstaben
Schweif, Cauda
Abstrich am Q; Cauda = lateinischer Begriff für „Schwanz“
Auslauf
Dünneres und feineres Ende eines Abstrichs
Endstrich
Das Ende eines jeden Strichs, der keine Serifen hat
i-Punkt
Zu finden auf den Buchstaben i und j, kann rund, quadratisch oder eine andere Form haben
Spationierung, Sperrung
Zu Buchstabengruppen hinzugefügter oder entfernter Abstand außerhalb des definierten Zeichenabstands
Spitze
Der Punkt, an dem sich zwei Striche am unteren Rand eines Zeichens treffen
Strichstärke
Die Fette einer Schrift, unabhängig von ihrer Größe; kann sich auf einen Stil innerhalb einer Familie beziehen: Regular, Bold, …
x-Höhe, Mittellänge
Höhe des Kleinbuchstabens x; Richtwert für die Höhe der Kleinbuchstaben und damit für die optische Schriftgröße
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